Europa hautnah


Anfang Juli 2024 besuchte der Sozialkunde-Leistungskurs der MSS 12 am Gymnasium Calvarienberg die belgische Hauptstadt und den Sitz vieler EU-Institutionen in Brüssel.

In den Nachrichten hört man oft Sätze wie „Brüssel hat entschieden!“ Doch was verbirgt sich wirklich in der „Hauptstadt Europas“? Dies haben wir, der Sozialkunde-LK, während unserer Exkursion herauszufinden versucht. Gemeinsam mit Herrn Dr. Stretz und Frau Frömbgen machten wir uns mit auf die durch das Land Rheinland-Pfalz mitfinanzierte Reise und waren mit dem ICE schnell am Ziel. Ein gewisser Kulturschock, den Herr Stretz bei Menschen aus dem Ahrtal in einer Stadt mit auf den ersten Blick wenig Grün und viel Beton erwartet hatte, blieb zwar nicht aus, aber tat unserer Laune keinen Abbruch. Im Gegenteil: unsere Kursgemeinschaft wird uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben!

Nachdem die ersten belgischen Waffeln degustiert wurden, machten wir uns dann auf den Weg ins europäische Viertel zum Parlament. Der Weg dahin bot uns die Chance, ein Gefühl von der Stadt zu bekommen und die Gebäude zu sehen, die wir sonst nur aus Nachrichten kannten. Nach einem Vortrag bekamen wir Freizeit, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden, was wir auch gerne nutzten.

Am nächsten Tag ging es ins Haus der europäischen Geschichte. Statt Ereignisse nur aus der Perspektive eines Landes zu betrachten, wird dort auf mehreren Etagen das gemeinsame europäische Erbe unter Einbezug moderner Methoden behandelt, was für uns alle Anlass zur Diskussion bot. Außerdem gab es die freiwillige Möglichkeit, das Museum spielerisch, mithilfe eines Rätselbogens, zu erkunden.

Die Mittagspause, die zeitgleich mit jener des Parlaments stattfand, bot auch genug Gelegenheit zur Immersion: umgeben von Menschen mit Namensschildern des Parlaments fühlten sich Gerichte wie Caesar Salad gleich viel europäischer an. Im Europäischen Rat zeigte uns ein Vortrag die Verbindung mit den anderen Institutionen auf und gab Aufschluss über einen typischen Arbeitsalltag im Rat. Danach konnten wir die Innenstadt Brüssels, z.B. die Grand Place, erkunden und den Abend schließlich in gemütlicher Runde im Hostel ausklingen lassen.

Am Abreisetag bekamen wir schließlich die Chance, in die Rolle „echter Parlamentarier“ zu schlüpfen: Wir besuchten das Parlamentarium, das Besucherzentrum des Europäischen Parlaments. Dort übernahmen wir die Rolle von Parlamentariern verschiedener Fraktionen, die an zwei verschiedenen Gesetzesvorschlägen arbeiten sollten. Doch dabei ging es nicht nur um Abstimmungen oder das Taktieren der verschiedenen politischen Lager. Durch verschiedene Räume wurde der parlamentarische Alltag anschaulich gestaltet: Ausschusssitzungen, Gespräche mit Lobbyisten, aber auch Bürgern – natürlich unter stetiger Beobachtung durch die Medien. Wir alle waren uns einig, dass das Rollenspiel anstrengend, aber eben deshalb auch besonders interessant war, weil das Bewusstsein geschärft wurde, was der Alltag von Abgeordneten in der europäischen Bürgervertretung alles beinhaltet. Und natürlich stärkten wir auch unsere Fähigkeit, komplexe Urteile zu fällen, weil die Konsequenzen der verschiedenen Gesetze abgewogen werden mussten. Schließlich wurde deutlich, wie viele Meinungen und Informationen einbezogen werden müssen, um einen Kompromiss zum Vorteil der Bevölkerung treffen zu können.

Unsere Kursfahrt wurde von vielen politisch geprägten Erlebnissen, aber auch von Freizeit, etwa für kulinarische Abenteuer, begleitet. Insgesamt war die Fahrt ein treffender Abschluss unserer Unterrichtsreihe Europa und hat uns Erinnerungen beschert, die wir sicher nicht vergessen werden – wie das Gemeinschaftsgefühl trotz unterschiedlichster Sprachen und unterschiedlicher Herkunft und die bunten Eindrücke aus der Altstadt Brüssels. Unser Dank für die Kursfahrt gilt den beiden Lehrkräften, die sie organisiert und – hoffentlich mit ähnlicher Freude – begleitet haben.

Autorinnen: Gesa Bartling und Carla Frömbgen (MSS 12)