Wissenschaft und Ethik für eine resiliente Zukunft

Besuch des Philosophie Grundkurses am IQIB

Klimawandel, Naturkatastrophen, Krisen – wie kann Ethik in Kombination mit anderen Wissenschaften und PraktikerInnen dazu beitragen, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler des Philosophie-Grundkurses der MSS 12 unter Leitung von Dr. Annette Gies bei ihrem Besuch des IQIB – Institut für qualifizierende Innovationsforschung und -beratung.

IQIB entwickelt zukunftsorientierte Lösungen zur Stärkung der Resilienz von Regionen. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Gestaltung von Energiesystemen, dem Wissenstransfer von Smart-City-Lösungen und der Entwicklung von Zukunftsszenarien zur Beurteilung der Auswirkungen von Innovationen auf die Gesellschaft. IQIB ist eine Tochtergesellschaft des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR).

Im Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit steht die rationale Technikfolgenabschätzung, bei der es sich um einen Ansatz handelt, der sowohl wissenschaftliche als auch ethische und gesellschaftliche Aspekte bei Entscheidungen betrachtet. Aus wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen praxisnahe, gesellschaftlich akzeptierte und nachhaltige Lösungen entstehen. Die große Herausforderung liegt dabei in der Zusammenführung der einzelnen Faktoren.

„Unsicherheiten gehören zur Wissenschaft“, erklärte Dr. Bert Droste-Franke, Themenfeldleiter für„Systemevaluation und gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit”, in seinem Vortrag. Unterschiedliche Fachperspektiven erzielten durch abweichende Schwerpunktsetzung unterschiedliche Ergebnisse. Das sei ein natürlicher Prozess, der jedoch oft zur Verunsicherung in der Gesellschaft führe. Ziel sei es deshalb, wissenschaftlich begründete, aber auch sozial und ethisch robuste Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Das sei besonders in Zeiten zunehmender Krisen und Naturkatastrophen und vor dem Hintergrund des Klimawandels eine dringende und zugleich herausfordernde Aufgabe.

Wie Forschung vor Ort in der direkten Umsetzung wirksam wird, erläuterte Droste-Franke am Beispiel des Projekts „Klima-Anpassung, Hochwasser, Resilienz“ (KAHR). In seiner Rolle als Projektbüro für Rheinland-Pfalz ist es die Aufgabe von IQIB, die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts in die Anwendung vor Ort zu transferieren. Im Rahmen von KAHR wurden zum Beispiel Präventionsmaßnahmen entwickelt, um die Folgen von Flutkatastrophen wie im Ahrtal zu mildern. Doch wissenschaftliche Erkenntnisse allein reichten nicht aus – es brauche auch gesellschaftliche Akzeptanz, so Droste-Franke. Wirtschaftliche Argumente dienten dabei als bedeutender Anreiz, da Menschen stärker auf direkte wirtschaftliche Folgen als auf langfristige Umweltveränderungen reagieren.

Auch die Integration von Praxisakteuren in den wissenschaftlichen Diskurs spielt für das IQIB eine wichtige Rolle. Die Forschungsprojekte sind in der Regel Verbundprojekte, in denen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis zusammenarbeiten. „Das stellt sicher, dass die erarbeiteten Konzepte auch realistisch umsetzbar sind“, sagt Droste-Franke.

Für die jungen Philosophen stand am Ende des Besuchs fest: Wissenschaft ist nicht neutral, sondern immer mit gesellschaftlichen und ethischen Fragestellungen verbunden. „Es war spannend zu sehen, wie Wissenschaft und Praxis zusammenarbeiten müssen, um echte Lösungen zu finden”, sagte die Schülerin Sophia Sezal nach dem Vortrag.

Nur durch eine reflektierte, umsichtige und inkludierende Herangehensweise lassen sich nachhaltige Entscheidungen treffen — ein Anspruch, dem sich das IQIB verpflichtet fühlt.

Für den Sommer ist ein gemeinsames Projekt geplant: Der Modell-Kubus “SmartEnergyCity” des IQIB soll für die Projektwoche „Solarcamp”, die gemeinsam mit dem Kreis Ahrweiler am Gymnasium und der Realschule Calvarienberg durchgeführt werden soll, genutzt werden. Gemeinsam sollen weitere Bildungsprojekte umgesetzt werden.

Autorinnen: Sophia Sezal, Kira Thelen / Fotos: Petra Prenzel, Sophia Sezal