Das Tribunal – Klasse 10 a besuchte aufreibendes Theaterstück des Jungen Theaters Bonn

Wie wird die Zukunft der Menschheit aussehen? Werden wir die Klimakrise abwenden und der nächsten Generation ein Leben in einer intakten Umwelt ermöglichen? Diese und andere Fragen wurde in dem dystopischen Stück „Das Tribunal“ von Dawn King, inszeniert von Moritz Seibert, mit einem radikalen Nein beantwortet und versetzen die Schülerinnen der Klasse 10a teilweise in Staunen und teilweise in Entsetzen.

Das Theaterstück beschreibt drei Gerichtsverhandlungen von „Dinosauriern“, wie die Menschen der älteren Generation von der per Los zusammengesetzten Gruppe der jugendlichen Richter genannt werden. Nach einer Verteidigungsrede der Angeklagten und Diskussion der Urteilenden muss am Ende der Verhandlungen über Tod oder Weiterleben der Gefangenen entschiedenen werden. Es entwickelt sich im Stück ein Kampf zwischen Hardlinern, die sich grundsätzlich für Gnade, und solchen, die sich grundsätzlich für energisches Durchgreifen, sprich Verurteilung aussprechen. Ebenso zeigen sich einige Jugendliche mit der Aufgabe des Urteilfällens überfordert bzw. lehnen diese schlichtweg ab. Maßstab für den Urteilsspruch ist der CO2-Verbrauch der jeweiligen Person und es wurde im Laufe des Theaterabends schnell klar, dass keiner den Ansprüchen der jungen Generation, die unter zu hohen Temperaturen, ohne Genussmittel und Entfaltungsmöglichkeiten aufwachsen muss, genügen würde. Das Stück gipfelt schließlich in der Verurteilung einer Frau unter Mithilfe der eigenen Tochter.

„Wird unsere Zukunft wirklich so aussehen“, lautete die drängendste Frage der Zehntklässlerin nach dem Theaterbesuch, der durch das großartige Schauspiel der gleichaltrigen Schüler/innen und das einem Klassenraum nachempfundene Bühnenbild nachhaltig beeindrucken konnte. „Ist es in Ordnung, andere so grausam zum Tod zu verurteilen, auch wenn Ressourcen knapp sind?“, stand als zweite Frage im Mittelpunkt der sich anschließenden Diskussion. Einig waren sich die Schülerinnen am Ende, dass man es soweit nicht kommen lassen sollte, es aber auch wichtig sei, in einem legitimierten Staat zu leben.

Dr. Annette Gies